Kampf der Giganten – Chancen vs. Risiken

Die globalen Finanzmärkte stabilisierten sich zu Beginn des ersten Quartals 2019 auf breiter Front und erholten sich von der erhöhten Volatilität im Dezember. Die stärksten Kurszuwächse hat man in den Schwellenländern beobachten können. Lateinamerika stach hier besonders hervor. Mexiko könnte ein großer Gewinner vom US-chinesischen Handelsstreit sein. Die robusten Verbraucherausgaben in den USA werden das US-Wachstum weiter stabilisieren und das weltweite Wachstum stützen, während sich die Wirtschaft weiter in die spätzyklische Phase des Booms hineinbewegt. Fiskalische Impulse dürften weiterhin einen positiven Effekt auf die US-Konjunktur haben, bevor sie im zweiten Halbjahr 2019 dann allmählich nachlassen.

Interessant werden Länder, die über eine solide Binnenkonjunktur verfügen und sich gegenüber weltweiten Rückschlägen, wie dem Handelskrieg als widerstandsfähig erweisen. Brasiliens relative Unabhängigkeit von der Weltwirtschaft spielt zum Beispiel eine große Rolle. In einer globalisierten Welt wie wir sie heute haben, kann sich niemand mehr gänzlich abkoppeln, aber Brasiliens Exportquote macht lediglich ein Viertel des Nationaleinkommens aus!

Der Handelskrieg zwischen China und USA bestimmt aktuell die Schlagzeilen.

China wächst heute schneller als die USA. China verfügt zudem über den größten Automarkt. Technologie, Medizintechnik, Halbleiterindustrie,  E-Commerce und Handys stehen in China mittlerweile sehr hoch im Fokus. China nimmt im Weltgeschehen eine immer mehr bedeutende Rolle ein. China sorgte für den Kollaps beim Bitcoin. Dazu haben die Chinesen ihre eigene Entwicklungsbank gegründet, an der sich auch Deutschland und andere Staaten beteiligen. All diese Sachen sind den USA natürlich ein Dorn im Auge. Staaten wie China oder die USA agieren auf der Weltbühne gemäß ihren Interessen. Diese entstehen aus komplexen Zusammenhängen der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Regierungen prägen mit Entscheidungen und Beschlüssen das Weltgeschehen und damit auch ihre wirtschaftliche Entwicklungen. Getreu dem Status „Supermacht“.

Verloren im Streit der Supermächte ist der alte Kontinent Europa. Europa hat es mit vielen Probleme zu tun: illegale Migration, Terrorismus, hohe Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsflaute. Das führte zum Aufstreben der populistischen Parteien bei der Europawahl. Die südlichen Staaten sind hoch verschuldet und zahlreiche Migranten aus Nordafrika und dem Nahen Osten suchen eine neue Perspektive in Europa. Dazu ist das Thema Brexit weiterhin ungewiss. In Europa zeigt das Wachstum immer noch Anzeichen einer Abschwächung. Die europäische Leitwährung Euro wird gegenüber dem US-Dollar weiter abschwächen aufgrund der Unterschiede beim prognostizierten Wachstum und den zunehmenden Zinsdifferenzen zwischen den USA und dem Euroraum. Die Spitzenwertabweichung zwischen den USA und der Eurozone liegt uns möglicherweise noch vor.

Im Nahen Osten nehmen die Spannungen zwischen dem Iran und den USA deutlich zu. Die USA haben erneute Sanktionen verhangen und drohen den Iran mit weiteren Maßnahmen. Diese politischen Spannungen sorgen auch für einen steigenen Ölpreis.

Russland ist der weltweit größte Erdöl- und Erdgas-Exporteur der Welt. Russland verzeichnet ein globales BIP-Wachstum von +3,4% in 2019. Indien wird 2050 das bevölkerungsreichste Land der Erde sein. Brasilien ist der größte Zucker- und Ethanolproduzent. Die sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) sind hier die großen Wachstumstreiber der Zukunft. Die zunehmende Wachstumsdifferenz zwischen den Emerging Markets und den Industrieländern macht die Emerging Markets sehr interessant. Denn diese 4 Länder sind die größten Schwellenländer der G20 Staaten und stellen einen großen Teil der Weltbevölkerung.

Breit gestreut, nie bereut!

 

Anleger müssen deswegen jetzt aber nicht panisch werden. Wer sein Geld langfristig anlegt und breit gestreut investiert, der kann die aktuellen Krisen einfach aussitzen. Der Handelskrieg kann sich noch eine Weile hinziehen, dennoch wird man sich einig werden und dann geht es an den Märkten auch wieder bergauf. Insgesamt betrachtet sehen wir aber günstige Bewertungsniveaus in den Schwellenländer sowie in Japan und Europa. Japan hat eine sehr starke Staatsbilanz und hohe Kassenreserven. Dazu bieten diese Unternehmen sehr attraktive Dividenden. Die Notenbanken unterstützen die Konjunktur weiterhin mit niedrigen Zinsen und viel Liquidität. Anleger müssten sich fragen, welche Alternative es zu Aktien gibt? Denn bei Anleihen ist eine Blase bereits entstanden. Dafür sorgen die Staatsschulden, die künstlich durch die niedrigen Zinsen am Leben gehalten werden. Die wahre spekulative Blase besteht bei Anleihen, nicht aber an den Aktienmärkten.

Keine Rezession in den Nächsten 18 Monaten
  • US-Wachstum erreicht Potenzial früher als erwartet
  • Inflationserwartungen sind immer noch verankert; spürbare Lohninflation wegen engen Arbeitsmarktes
  • FED wird zurückhaltender: max. 1 Zinserhöhung in 2019

Wachstum unter Erwartungen, aber über Potenzial
  • Wachstum unter Erwartungen, externe Risiken  belasten Wirtschaft
  • Niedrige Inflation, keine Risiken am Horizont
  • EU ist anfällig für Handelsstreitigkeiten
  • Politische Ungewissheit bleibt hoch; negativer Einfluss auf die Investitionen
Hohe Ungewissheit
  • Niedrigeres Wachstum, jedoch immer noch über Erwartungen; Arbeitsmarkt bleibt weiterhin stark
  • Zentralbank BoE wegen Brexit-Ungewissheit weiterhin abwartend
Wachstumsbelebung wird erwartet
  • Abwärtskorrektur für BIP in 2019 wegen teilweiser Exportschwäche
  • Fiskalische Maßnahmen dürften die Prognose für 2020 positiv beeinflussen
  • BoJ hält an ultralockerer Geldpolitik fest
  • Niedrige Kursbewertungen + Aktienrückkäufe
Allmähliche Verlangsamung, politische Maßnahmen
  • Wachstumsrisiken bleiben kurzfristig bestehen (Handel, Entschuldung)
  • Weitere politische Maßnahmen, um übermäßige        Wachstumsverlangsamung zu verhindern
  • Zollstreitverhandlungen mit den USA ungewiss
EM: Verlangsamung, Stabilisierung erwartet
  • Weiterhin negativer Newsflow aufgrund Auswirkungen des Handelskrieges; Stabilisierung und Verbesserung in H2
  • Zentralbanken lockerer bzw. neutral wegen der FED-Politik
  • niedrige Bewertung (30% Abschlag)
Rezession-Angst
  • BIP-Wachstum hinter den Erwartungen
  • Anzeichen auf Abschwächung der Inflation
  • Staatliche Investitionen für Konjunkturaufschwung
Warten auf Reformen
  • Schwache Wirtschaftsentwicklungen
  • Leitzins auf Rekordtief
  • Politische Ungewissheit bei Rentenreformen
Hoffnungen auf Reformen nach Wahlsieg
  • Niedrigere pro Kopf Verschuldung
  • Überdurchschnittliches Wachstumspotenzial
  • Hoffnungen auf Reformenschub durch Modi‘s Wahlsieg