Aktienrallye oder Krise?

Liest man heutzutage die Nachrichten, hat man aktuell wenig Freude daran. Diese sind in der Tat unglaublich negativ behaftet. Inflation, Klimakrise, Ukraine-Krieg, Lockdowns in China und Corona.

 

Deutschland weist zum ersten Mal, seit 1991 eine negative Handelsbilanz auf. Das bedeutet, dass wir mehr Waren importieren als exportieren. Vorne dran der Energiebedarf. Die Energierohstoffe sind bereits gestiegen vom Preis und werden zudem überwiegend in US-Dollar bezahlt. Dadurch entsteht eine importierte Inflation. Nach Entspannung klingt das nicht. Der USD ist eine Sicherheitswährung – ein sicherer Hafen. Sollte China öffnen und wir mehr Gewissheit bei den Gaslieferungen haben wird sich die Lage wieder schnell entspannen. Dazu würde ein Ende des Ukraine-Konfliktes ebenfalls dazu beitragen.

 

Kommt jetzt die Rezession?

Viele europäische Unternehmen müssen zuerst importieren, bevor sie exportieren können. Und das drückt auf die Margen, weil nicht alle Unternehmen die Preise 1 zu 1 an den Endverbraucher weitergeben können. Die Gefahr in eine Rezession hereinzuschlittern ist da. Analysten sehen eine starke Berichtsaison. Auftragsbestände werden noch abgearbeitet. Die Auftragsbücher sind weiterhin voll. Der Aktienmarkt hat bereits sehr viel Risiko und schlechte Nachrichten eingepreist hat. Möglicherweise steht der Aktienmarkt vor einer Trendumkehr mit dem Kompromiss, wenn Gas wieder fließt.

 

Wird die Rezessionsgefahr durch Zinsanhebungen verstärkt?

Die USA erweist sich als stärkere Volkswirtschaft gegenüber der europäischen Union. Von daher können diese höhere Zinsen verkraften. Die Fed pusht den Zins, um die Inflation zu bekämpfen, während die europäischen Währungshüter der EZB auf der Zinsbremse stehen. Dies ist unteranderem dem geschuldet, dass wir in der Eurozone viele verschiedene Volkswirtschaften haben, die uns vereinen und  in verschiedenen Wirtschaftszyklen befinden.

 

Die schwächeren Länder würden die höheren Zinsen nicht verkraften. Der Zinsunterschied spielt natürlich für den Wechselkurs EURO zum US-Dollar eine Rolle. Seit zwanzig Jahren ist der EURO erstmals pari mit dem USD. In Europa muss man teilweise Strafzinsen zahlen, wenn man Liquidität parken will. Als institutioneller Investor bekommt man in den USA wieder richtig Geld. 3% Zins für eine 10-Jährige US-Staatsanleihe.

 

Am Aktienmarkt sehen wir aktuell eine wahnsinnige negative Stimmung. Seit zwanzig Wochen verkaufen Investoren europäische Titel. Die Bewertungen erscheinen hier sehr günstig. Europäische Aktien haben Potenzial von ca. zwanzig Prozent nach oben vom aktuellen Niveau. Defensive Sektoren sind gefragt. Versorger und Telekommunikationswerte, wo regelmäßiger Cashflow fließt, Unternehmen die Preissetzungsmacht haben und die Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben können.

 

Man hört immer: „die Börse ist ja viel zu teuer“. Schaut man allerdings mal in den DAX 40 rein, stellt man schnell fest, zwanzig Prozent der Unternehmen im deutschen Aktienindex weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 0-10 auf. Also Prädikat billig nach klassischem Maßstab. Und dort finden wir Firmen wie Volkswagen und Daimler. Mit Aktiengesellschaften ist man gegen Inflation sehr gut geschützt.

 

Krise oder Chance?

Vieles hängt von den Lieferketten ab, was die Öffnung Chinas angeht sowie dem Krieg in der Ukraine. In Europa spielt die Versorgung von Gas eine große Rolle. Der 21. Juli kann hier der Schicksalstag werden, je nachdem, ob die Russen den Gashahn aufdrehen.

 

Mehr dazu erfahren Sie am Mittwoch, den 27.07.2022 um 19:00Uhr auf meinem digitalen Kapitalmarktausblick.