(Zentral-) Banken unter Beobachtung

Am vergangenen Freitag hat der Markt positiv auf die starken US-Arbeitsmarktdaten reagiert. Das war anders als in der jüngeren Vergangenheit. Denn jedes Mal in der Vergangenheit war die Reaktion negativ bei einem Bericht, weil die Märkte weiter steigende Zinsen der US-Notenbank befürchtet haben.

Doch diesmal erwies es sich als anders, denn ein Tag zuvor am Donnertag hat Fed Chef Jerome Powell eine Pause des Zinserhöhungszyklus in den USA erwähnt.

Angesichts der notorisch langen Wirkungsverzögerungen geldpolitischer Straffung geht die Zentralbank damit ganz bewusst das Risiko einer Rezession in der US-Wirtschaft ein. Dabei haben gerade die Daten der letzten Woche einmal mehr das Dilemma aufgezeigt. Denn während der Arbeitsmarkt und die Nachfrage der Konsumenten nach wie vor robust erscheinen, sinken die Inflationsraten zu langsam, um der Geldpolitik hinreichend Entwarnung zu signalisieren.

 

Nach 500 Basispunkten in nur 14 Monaten haben wir den stärksten Zinsanstieg seit 1980 gesehen. In der Tat ist es so, dass die Folgen dieses starken Zinsanhebungspfades noch gar nicht zu sehen sind. Die Folgen der geldpolitischen Straffung sind historisch lang und diesmal haben wir gesehen, dass die Konsequenzen anderswo aufgetreten sind als ursprünglich erwartet. Nämlich im Sektor der Regionalbanken. Dort haben wir in der letzten Woche mit den Turbulenzen einmal mehr sehen müssen, dass das Ganze noch nicht ganz ausgestanden ist. Die vom Staat gerettete Silicon Valley Bank und die von JP Morgan übernommene First Republic sind noch in frischer Erinnerung, in der vergangenen Woche kamen Turbulenzen um eine weitere Regionalbank an der US-Westküste, PacWest, dazu. Dass bei diesem Institut zuletzt der Einlagenabfluss gestoppt werden konnte und Cash sowie liquide Aktiva mehr als ausreichen, um die unversicherten Einlagen (also jene über 250.000 Dollar) abzudecken, zeigt, dass es beim Risiko einer Bankenkrise stets mehr um Vertrauen geht als um fundamentale Daten.

 

Möglicherweise könnte es also so sein, dass die Rezessionsrisiken, die zwar nach den Arbeitsmarkdaten geringer aussehen, viel größer sind als befürchtet. In der zweiten Jahreshälfte könnte die US-Wirtschaft dann in Turbulenzen geraten. Sollte dieses Szenario eintreffen, könnte Fed Chef Jerome Powell seine Aussage sich als falsch oder als zu optimistisch erweisen. Der Markt jedenfalls preist bereits massive Zinssenkungen bereits vor Ende des Jahres ein.

 

Seit langem sieht die EZB mal besser aus als die Fed.

Die EZB hat anders als die US-Regulierer nicht einen wichtigen Teil des Bankensystems wieder von der Regulierungskette gelassen. Denn obwohl ein Überspringen auf europäische Kreditinstitute nicht ausgeschlossen werden kann – wie gesagt: es geht bei Banken um Vertrauen, nicht um Fakten –  dürften Verwerfungen wie jene, die wir bei den US-Regionalbanken beobachten, auf dem alten Kontinent weniger wahrscheinlich sein. Die EZB hat damit die Möglichkeit, die Zinsen noch weiter anzuheben, ohne übermäßige Angst vor einem Banken-Crash zu haben.