Rezession – Was folgt jetzt?

 

Vor zwei Jahren erschütterte das Coronavirus die Welt, wo niemand wusste wie schlimm es noch wird. Erleben wir eine zweite spanische Grippe?

 

Nach einem weltweiten Lockdown und zahlreichen Einschränkungen sind nun mittlerweile zwei Jahre vergangen. Krise vorbei? Fehlanzeige! Noch heute wirken die Auswirkungen der Coronakrise nach. Dazu erleben wir den Krieg in der Ukraine, der ebenfalls dazu beiträgt, dass die Lieferketten gestört, teilweise zerstört werden. China hält an seiner Zero-Covid Strategie fest und befindet sich hin und wieder ebenfalls in einem Lockdown. Nun kommen noch die Notenbanken ins Spiel, die mit ihrer restriktiven Geldpolitik neue Ängste schüren.

 

Wir haben die erste Halbzeit hinter uns und blicken zurück auf ein Halbjahr 2022, welches von vielen negativen Szenarien behaftet ist. Liest man heutzutage die Nachrichten, hat man aktuell wenig Freude daran. Diese sind in der Tat unglaublich negativ behaftet. Inflation, Klimakrise, Ukraine-Krieg, Lockdowns in China und Corona. Jetzt auch noch der EU-Notfallplan für Gas.

Deutschland weist zum ersten Mal, seit 1991 eine negative Handelsbilanz auf. Das bedeutet, dass wir mehr Waren importieren als exportieren. Vorne dran der Energiebedarf. Die Energierohstoffe sind bereits gestiegen vom Preis und werden zudem überwiegend in US-Dollar bezahlt. Dadurch entsteht eine importierte Inflation. Viele europäische Unternehmen müssen zuerst importieren, bevor sie exportieren können. Und das drückt auf die Margen, weil nicht alle Unternehmen die Preise eins zu eins an den Endverbraucher weitergeben können. Die Gefahr in eine Rezession hereinzuschlittern ist da.

 

 

Erschwert wird die Situation zusätzlich durch die ungünstige demographische Entwicklung in Deutschland. Am Arbeitsmarkt kann man mittlerweile täglich ablesen, dass es an vielen Ecken und Enden an geeigneten Arbeitskräften fehlt. Die in Gang gekommene Lohn-Preis-Spirale wird dadurch weiter befeuert. Forderungen der Gewerkschaften nach vollem Inflationsausgleich durch Tariflohnerhöhungen werden lauter – wir sehen es bei bei den Flughäfen, Stichwort Lufthansa.

 

Doch was macht denn nun eigentlich Hoffnung?

Sollte China öffnen und wir mehr Gewissheit bei den Gaslieferungen haben, wird sich die Lage wieder schnell entspannen. Dazu würde ein Ende des Ukraine-Konfliktes ebenfalls dazu beitragen.

 

Für die Aktienmärkte sind die Aussichten keineswegs so negativ, wie es die makroökonomische Lage nahezulegen scheint. Dabei muss auch bedacht werden, dass die meisten Aktien zwischendurch 20 Prozent günstiger zu haben waren als noch zu Jahresanfang. Dazu kommt, dass die meisten negativen Nachrichten bereits eingepreist sein könnten.

Es bleibt aber unverändert wahr, dass Börsenrückgänge im Anstieg geboren werden.

Ebenso richtig ist auch, dass der Keim, zu einem Börsenaufschwung, im um sich greifenden Pessimismus reift. Dementsprechend würde ich mich von dem Schwall negativer volkswirtschaftlicher Stimmungen nicht irre machen lassen.

 

Nach Jahren meldet sich die EZB die Zauberbank zurück. Nur kann diese eben mit Geld nicht alles wegzaubern, wie zum Beispiel die Krisen, die wir aktuell haben. Die USA erweist sich als stärkere Volkswirtschaft gegenüber der europäischen Union. Von daher können diese, höhere Zinsen verkraften. Die Fed pusht den Zins, um die Inflation zu bekämpfen, während die europäischen Währungshüter der EZB auf der Zinsbremse stehen. Dies ist unteranderem dem geschuldet, dass wir in der Eurozone viele verschiedene Volkswirtschaften haben, die uns vereinen und in verschiedenen Wirtschaftszyklen befinden.

Die schwächeren Länder würden die höheren Zinsen nicht verkraften. Der Zinsunterschied spielt natürlich für den Wechselkurs EURO zum US-Dollar eine Rolle. Seit zwanzig Jahren ist der EURO erstmals pari mit dem USD. In Europa musste man teilweise Strafzinsen zahlen, wenn man Liquidität parken will. Als institutioneller Investor bekommt man in den USA wieder richtig Geld. 3% Zins für eine 10-jährige US-Staatsanleihe.

Besonders pikant ist der Krach am Bondmarkt vor allem dadurch, dass der größte Marktteilnehmer, die Notenbanken, die zunächst die Endphase der fast vierzigjährigen Superhausse mit enormen Aufkäufen befeuerten und jetzt als Nachfrager ausfallen werden. Für die Kurse ist es niemals eine gute Nachricht, wenn der absolut größte Käufer sich zurückzieht. Die starken Risikoaufschläge für Anleihen aus Italien und Griechenland gegenüber Bundesanleihen geben einen Vorgeschmack darauf, was kommen mag.

 

Große Preisfrage: Wenn sich zeigt, dass die EZB es nicht schafft, die Zinsen auf ein Niveau anzupassen, was ausreicht, um die Inflation nachhaltig zu senken, dann wird dieser Offenbarungseid dazu führen, dass sich Anleger folgendes denken:

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie lassen die Inflation laufen oder sie riskieren mit einem massiven Zinsanstieg die Wirtschaft nicht nur in eine Rezession zu bringen, sondern zu Kollateralschäden zu führen. Das würde insbesondere den Immobiliensektor treffen, der hoch fremdfinanziert ist, der sich, letztendlich auch negativ auf das Finanzsystem auswirkt. Dementsprechend sehen wir in Immobilien aktuell das größte Risiko im System. In China haben wir bereits gesehen, wo es hinführen kann. Es wird wahrscheinlich auch die erste Notenbank sein, die in Schwierigkeiten kommt.

 

Die EZB warnt laut aktuellen Berichten vor einem Preisrückgang bei Immobilien von 1 Prozent pro 0,1 Prozent Zinsanstieg. Die Bauzinsen haben in jüngster Vergangenheit eine extreme Steigerung erlebt! Ein Ende der Fahnenstange ist scheinbar noch lange nicht in Sicht. Zinssätze von bis zu vier Prozent sind sehr realistisch.

Zudem berücksichtigt eine Prognose der EZB, dass etwa 15 Prozent der Immobilien in der Eurozone zum jetzigen Zeitpunkt überbewertet sind – in einigen Ländern sollen es sogar bis zu 60 Prozent sein!

 

Ein Stimmungsbarometer ist der regelmäßige Immobilienstimmungsindex des Zentralen Immobilienausschusses e. V. (ZIA) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der stellte in seiner Ausgabe vom 21. Juni 2022 einen „massiven Stimmungseinbruch“ fest – und zwar vor allem im Wohnsegment.

Denn dort drehte der Index ins Negative: von +22,6 auf -19,5. Das Hauptthema beim Wohnen sind die gestiegenen Finanzierungskosten, welche die Erschwinglichkeit von Immobilien für private Haushalte verringert. Die geringere Erschwinglichkeit könnte zu einem nachhaltigen Rückgang bei den Preisen und bei der Nachfrage führen.

Auf Immobilienscout konnte man lesen, dass die Kaufpreisdynamik für Wohnimmobilien im zweiten Quartal 2022 deutschlandweit deutlich abgeschwächt hat. Die Nachfrage hat sich um 36% reduziert, das inserierte Angebot ist um 46% gestiegen,

In den USA sind die Bauzinsen auf 6% gestiegen! Man muss wissen, dass die Amerikaner flexibel finanzieren. Also die haben einen variablen Zins, wo der Zinsanstieg sofort durchschlägt. Auf NTV hat man letztens ein Bericht gelesen, dass es ggü. dem Vorjahr 70% weniger Anschlussfinanzierungen gab. Das gibts hier in Deutschland natürlich nicht. In Deutschland ist der Immobilienmarkt sicherer aufgebaut durch Zinsbindungen.

 

Auch wenn die Turbulenzen an den Märkten noch nicht vorbei sein dürften, sind Unternehmensbeteiligungen wie Aktien und Private Equity Anlagen die wichtigste Anlageklasse zur Immunisierung eines Vermögens gegen Finanzrepression. Die Chance besteht durchaus, dass gut aufgestellte Unternehmen im Technologiesektor oder Konsumgüterbereich beispielsweise dem Anleger langfristig eine gute Rendite geben können.

Die Chancen sind nicht unerheblich im Bereich der Automatisierung oder Digitalisierung eigentlich unsere einzige Chance aus diesem Krisenherd rauszukommen, der ja nicht nur die aktuellen Themen beherrscht, die sich ja auch mal wieder lösen werden, sondern auch die Demografie, die Kosten der Dekarbonisierung und die Deglobalisierung. Wir können am Ende nur mit einer höheren Produktivität, Effizienzerhöhung, Ressourcenschonend mit einem stärkeren Einsatz von Digitalisierung, Automation, Robotik, KI die Probleme lösen.

Zudem ist das Geld in Sachwerte angelegt deutlich sicherer als auf dem Bankkonto. In Zeiten von niedrigen Zinsen bieten Sachwerte den bestmöglichen Schutz für Vermögen jeder Größenordnung. Die Geschichte beweist: Sachwerte sind die einzig verlässlichen Wertspeicher. Ihr Geldwert – oder ihr Buchwert – mag schwanken. Aber völlig wertlos können Sachwerte niemals werden.