Putins Krieg und deine Geldanlage

Nun hat es sich bestätigt, was viele Leute vorhergesagt haben. Ein barbarischer Angriffskrieg russischer Truppen auf die Ukraine. Putin will nach Lenin und Stalin sein Eintrag in die Geschichtsbücher und strebt nach einem neuen Sowjet-Imperium. Durch den Einmarsch in die Ukraine will Putin seine Macht ausspielen und Grenzen nach außen verschieben.

Es herrscht nur zwei Flugstunden von uns entfernt ein Krieg, was wir uns seit fast acht Jahrzehnten nicht mehr haben vorstellen können und wollen: Krieg in Europa, Krieg im unmittelbaren Umfeld unserer Vorstellung einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und eines europäischen Wertesystems.

Die ganze Welt schaut besorgt auf die Ereignisse in der Ukraine und hofft auf eine schnelle diplomatische Lösung. An den Börsen führte dies zu Kursabschlägen. Den russischen Aktienmarkt traf es enorm. So dass dieser zeitweise 50% an Wert verlor.

Doch was bedeutet das jetzt für den Privatanleger?

Zunächst einmal ist es wichtig Ruhe zu bewahren. Denn viele stellen sich jetzt die Fragen, welche Auswirkungen es nehmen wird: Wir wissen es selbst nicht! Wenn sich Autokraten außerhalb jeglicher Spielregeln und Gesetze verhalten, dann ist es schwer, die weitere Entwicklung rational und realistisch abzuschätzen.

Liquidität ist zu diesem Zeitpunkt ein ganz wichtiges Momentum, um reagieren zu können. Die persönliche Aufstellung für sich und die eigene Familie, was die Finanzen angeht mit einem Einnahmen-Ausgaben-Check und einem ausreichend hohen Notgroschen, sollte jetzt die höchste Priorität haben.

In der Vergangenheit waren Einbrüche an der Börse, die auf externe Effekte zurückzuführen waren – bspw. Fukushima 2011 oder der Lockdown-Kurssturz 2020 – oft nur von relativ kurzer Dauer. Doch das ist kein Garant für die Zukunft und wir wissen schlicht nicht, wie sich der Konflikt in diesem ressourcen- und rohstoffreichen Land auf die Finanzmärkte oder die Inflation kurz- bis mittelfristig auswirken wird.

Wir werden mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit, nach all den Fehleinschätzungen der Experten zum Thema Preissteigerungen, eine weitere Preisspierale erleben, auf die die Politik reagieren muss.

Denn die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Neben der Dekarbonisierung, Entglobalisierung und dem demografischen Kollaps, wird die Inflation in den nächsten Jahren weiter steigen. Auf jeden Fall ist anzunehmen, dass der Sachwert hier siegen wird, denn die Rohstoff- und Energiepreise sowie die beschlossene Erhöhung des Mindestlohnes werden für keine Entspannung bei den Preisen sorgen. Das bedeutet, dass bei aller Volatilität der Aktienmärkte, in die ich jetzt persönlich nicht hineinwetten würde, der Sachwert an sich seinen Wert eher behalten und sich als stabiler erweisen könnte, als es viele Leute derzeit glauben.

 

Keine Panik! Jetzt die Liquidität beisammen zu halten und nichts unüberlegtes zu tun, halte ich für das Gebot der Stunde.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese weltpolitische Situation nach anderen Regeln an den Aktienmärkten ablaufen wird, als wir es in der Vergangenheit oftmals erlebt haben. Auch das Machtmomentum Russlands und Chinas, die beide versuchen, ihren Einflussbereich auszuweiten und nach ihrem Willen zu gestalten, kann dazu beitragen, dass die Gesetzmäßigkeiten andere sind, als beim Wetten auf Bitcoins oder erneuerbare Energien.

Am Ende des Tages ist es aber immer so, dass das Bedürfnis der Menschen nach einer positiven Perspektive für sich und die eigenen Kinder, auf einer lebenswerten Erde, überwiegt. Deshalb werden wir auch diese Herausforderung wahrscheinlich nutzen können, um am Widerstand zu wachsen.

Sofern der Konflikt sich auf die Ukraine beschränkt, kann das Schreckgespenst eines Krieges in Europa schnell von der Tagesordnung verschwinden. Die Sanktionen und Embargos gegen Russland und Wladimir Putin erscheinen uns heute insbesondere symbolisch. De Facto wurden zahlreiche Ausnahmen, insbesondere im Bereich Rohstoffe und Metalle sowie der Handel in US-Dollar für jene Rohstoffe, getroffen, was ein Indiz dafür ist, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht zum Stillstand kommen werden.

Im Fokus: ein robustes Portfolio

Es ist das Gebot der Stunde bei der Geldanlage potenzielle Risiken zu reduzieren, auf Qualität der einzelnen Investments zu achten und vor allem die Diversifikation in den Fokus zu rücken. Neben Aktien von gut aufgestellten Unternehmen mit Preissetzungsmacht, hohen Bruttomargen und Burggraben ist es sehr sinnvoll auf Gold, Immobilien und Private Equity (außerbörslichen Firmenbeteiligungen) zu setzen.

In Summe sollen die Portfolios so robust konstruiert sein, dass sie selbst größere Krisen weitgehend schadlos überstehen. Was nicht heißt, dass die Kurse nicht zeitweise deutlicher zurückfallen (können). Gut möglich, dass die Kapitalmärkte in den kommenden Tagen und Wochen weiter nachgeben werden, zumal es noch weitere Risikofaktoren gibt – allen voran die Inflation und die möglichen Reaktionen der Notenbanken darauf.