KI-Bubble?
Die Begeisterung für Technologie-Aktien ist grenzenlos. Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) treibt die Aktienmärkte nach oben. Nur ist Vorsicht geboten, denn die Konjunkturdaten geben nicht im Ansatz das Bild der Börse wieder.
Aktien werden aktuell in einer sehr engen Kursspanne gehandelt, wie es in Zeiten der Dot.com-Blase 2000 und der Corona-Krise im Jahr 2020 war. Der amerikanische Aktienindex S&P500 stieg seit Jahresanfang um 22%. Die Technologie-Giganten (Meta, Amazon, Apple, Microsofrt, Alphabet, Tesla und Nvidia) stiegen alleine um 54%. Während die restlichen 493 Unternehmen im Index gerade mal ein mickrigen Prozentpunkt zulegten. Man kann quasi sagen, dass die gesamte Marktentwicklung auf die 7 Tech-Riesen beruht. Kein anderes Thema dominiert die Medien aktuell so stark wie Künstliche Intelligenz (KI).
Betrachten wir die aktuellen Konjunkturindikatoren, deutet viel darauf hin, dass sich die Welt in einer späten Phase des Konjunkturzyklus befindet, die wahrscheinlich im kommenden Jahr 2024 in einer Rezession münden wird.
Nach einem schwierigen Anlegerjahr 2022 mit dem Krieg in der Ukraine, Teillockdowns in China, hoher Inflation, starken Zinserhöhungen und steigenden Diskontierungssätzen – was die Wertentwicklung aller Anlageklassen beeinflusste – haben Anleger intensiv nach einer positiven Perspektive Ausschau gehalten.
Sprachmodelle wie ChatGPT sorgten schon für eine Evolution der Kommunikation. Im Jahr 2022 war das relative Abschneiden von Technologiewerten gegenüber dem breiten Index eng mit der Entwicklung der US-Realrenditen verbunden. Im bisherigen Jahresverlauf zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild, da die relative Entwicklung der Technologieaktien den negativen Auswirkungen höherer Realzinsen klar widerstanden hat.
Die starke Gewichtung der Big-Tech Werten sorgt für ein massives Klumpenrisiko in den Indizes.
Entscheidend ist der Blick nach vorne!
Es ist nicht auszuschließen, dass KI zum Höhenflug ansetzt und einen tiefgreifenden Wandel in allen Wirtschaftssektoren auslöst. Wenn die rasche Verbreitung von KI-Technologien zu einem positiven Angebotsschock führt, der die Produktivität steigert und zu sinkenden Inflationsraten führt, könnte die Wertentwicklung der nicht dem Technologiesektor zugehörigen Titel bald nachziehen.
Beim Investieren kommt es jedoch auf die Perspektive an, denn die Börse investiert in die Zukunft. Die Geschwindigkeit der Ausbreitung von Technologie hat sich zwar mit dem Eintritt in das Zeitalter der Digitalisierung erhöht, könnte aber immer noch enttäuschen. Gerade in zweiter Reihe sitzen viele unrentable Firmen aus dem Technologiesektor.
Obwohl die stark vom Thema KI getriebene positive Aktienmarktdynamik noch länger anhalten könnte, verdüstert sich der zyklische Hintergrund. Dies deutet darauf hin, dass wir uns in einer späten Phase des Konjunkturzyklus befinden, die 2024 in eine Rezession münden könnte.
Der bekannte ISM-Indikator für das Verarbeitende Gewerbe deutet nun schon seit sieben Monaten in Folge auf eine Rezession im Verarbeitenden Gewerbe hin. Während dieser Index die Schwankungen in der Wirtschaftstätigkeit in der Regel gut abbildet, hat sich die Konjunkturlage in den USA insgesamt kaum verändert und das BIP ist in den letzten beiden Quartalen weiter gestiegen. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich bei den europäischen Makrodaten ab, auch wenn die Eurozone im bisherigen Jahresverlauf eine Rezession weitaus knapper vermieden hat.
Kaufrausch nach Corona
Ein großer Teil davon geht auf die 2,5 Billionen US-Dollar schweren Corona-Konjunkturfonds zurück, die in den USA zu einem nicht nachhaltigen Kaufrausch geführt haben. Hauptursache dafür ist, aus unserer Sicht, die Gewöhnung der US-Verbraucher an einen (übermäßig) ausgedehnten Konsum begleitet durch die enormen staatlichen Unterstützungspakete nach der Pandemie.
Die Beziehung zwischen den vorlaufenden Konjunkturindikatoren und der Realwirtschaft ist zwar nicht zusammengebrochen. Doch die Verzögerungen könnten länger als üblich dauern, da sich der Konsum unerwartet widerstandsfähig zeigt und Verbraucher ihre Ausgaben beibehalten, obwohl das reale Einkommenswachstum im letzten Jahr zurückgegangen ist. Doch offenbar ist diese Stärke am Schwinden. So zeigen Kreditkartendaten, dass die US-Verbraucher überfordert sind, und der CEO von Walmart stellte Anfang des Jahres fest, dass Verbraucher „nachdenklicher und kritischer“ geworden sind. Die Einzelhandelsdaten aus dem ersten Quartal 2023 verdeutlichen: US-Verbraucher haben bereits begonnen, billigere und weniger ausgefallene Produkte zu kaufen.
Steigt die Preiselastizität der Nachfrage privater Haushalte, stellt das ein Problem für die Preissetzungsmacht und die Gewinne der Unternehmen dar. Es gibt jedoch Bereiche, die davon unberührt sind. Während das Gesamtvolumen der Einzelhandelsausgaben abgeflacht ist, zeigen die Ausgabenmuster eine Kluft zwischen den Einkommensklassen. So ist die weltweite Nachfrage nach (außergewöhnlichen) Luxusgütern nach wie vor stark.