Inflation & Zinsen bleiben entscheidende Träger

Für die US-amerikanische Notenbank hat die Bekämpfung der Inflation höchste Priorität!
Als weiteres Ziel hat sie sich die Abkühlung des Arbeitsmarktes gesetzt. In Europa werden wir aufgrund der hohen Energiepreise noch längere Zeit mit der Inflation auskommen müssen. Man kann hier also davon ausgehen, dass dies zu weiter steigenden Zinsen führen wird.

Mittlerweile hat die Inflation in Deutschland 10% erreicht.

Um die hohen Inflationsraten zu bekämpfen, werden die Notenbanken weiter an der Zinsschraube nach oben drehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im September den Einlagensatz um 75 Basispunkte erhöht und sprach bereits von weiteren Zinserhöhungen. Auch die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve hatte im September das dritte Mal in Folge einen Zinsschritt über 75 Basispunkte durchgeführt. Auch hier ist die Inflation stark gestiegen.
Eine Lockerung der Geldpolitik ist hier aktuell nicht zu erwarten. Die Fed Funds Rate könnte bis Ende dieses Jahres sich irgendwo zwischen 4-5% einpegeln.

Eine Rezession im Euroraum und in Deutschland ist bereits ausgemacht. Die Währungshüter der EZB werden weiter aufs Gas drücken bei den Leitzinsanhebungen. Wie weit die EZB die Zinsen noch erhöhen wird, wird stark von der Entwicklung der Inflations- und Energiepreisentwicklung abhängen. Dementsprechend haben wir hier viel Unsicherheit.
Längerfristig sollte man sich auf ein dauerhaft erhöhtes Inflationsniveau gewöhnen.

Was macht Hoffnung?

Für das kommende Jahr kann man von einem deutlichen Rückgang der Inflationsraten ausgehen. Da sich die Lieferketten nach und nach erholen werden. Die Rohstoffpreise geben zudem langsam nach.
Ein wichtiger Indikator auf dem auch die US-Notenbank schaut, ist die Trimmed Try, also die breitere Inflation.  Aktuell steigt sie noch. Weenn diese kippen sollte, dann wird das den Aktienmarkt beflügeln.
Wenn die Chinesen ihre Zero-Covid Strategie aufgeben, wird auch hier das Tempo im Handel angezogen. China gilt aktuell als sehr interessant. Die haben natürlich ganz andere Mittel den Schalter umzulegen. Die Vorprodukte könnten wieder produziert werden und China ist dann wieder ein interessanter Absatzmarkt. China ist der Wachstumstempel. Dazu müssen wir in Europa über den Terminmarkt eine kluge Wirtschaftsbrücke nutzen in Form von Fracking, Kohle, Atom betreiben, wäre das ein Signal, dass die Preise fallen und dann kommen wir aus der Krise raus. Die Inflation würde fallen.

Die Amerikaner haben die Sorgen hoher Energiepreise nicht. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist dort viel attraktiver als in Europa. US-Aktien können hier hohes Potenzial bieten mit Blick auf die staatlichen Investitionspläne über rund 1.260 Milliarden US-Dollar unter anderem im Halbleiter- und Energiebereich sowie bei Infrastruktur. Dadurch erhöht sich der potenzielle Wachstumspfad der US-Wirtschaft, wovon US-Aktien profitieren werden.

In einem Umfeld von hoher Inflation sind Kapitalvermehrer, also Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht, Burggraben und hohen freien Cashflows. Denn diese können die steigenden Kosten für Energie und Vorproduktion an den Endverbraucher weiterreichen und rückläufige Bruttomargen durch höhere Erlöse kompensieren.

Große Risiken und unsichere Zeiten in Europa stehen energieintensiven Branchen bevor.
Zyklische Branchen wie die Automobil- oder Chemieindustrie sind hier ein gutes Beispiel. Allerdings muss man immer zwischen Unternehmensstandort und Börsenplatz unterscheiden. Unternehmer sind schlau genug, um zu sehen, wo es besser ist. In den USA sind die Wirtschaftsgrundlagen besser. Dort herrscht eine bessere Infrastruktur, Netzausbau, weniger Bürokratie, weniger Arbeitskosten, günstigere Energiekosten. Das führt dazu, dass beispielsweise Automobilhersteller ihre Produktionsstandorte in das Ausland bringen und nach und nach unseren Mittelstand in die Knie treiben.

Anleihen

Anleihen bleiben vorerst von den Inflations- und Zinserwartungen beeinflusst und schwankungsanfällig. Betrachtet man die restriktivere Geldpolitik der Notenbanken, sollten hier weitere Anstiege bei den Renditen der deutschen und US-amerikanischen Staatsanleihen zu sehen sein.

US- und europäische Anleihen sollte man hier in die engere Auswahl nehmen. Wichtig ist hier auf die Zinsduration (Kapitalbindungsdauer) zu achten. Sollten die Leitzinsen weiter steigen, wäre das schlecht, wenn man lange an seinen schlechter verzinsten Anleihen gebunden ist. Halten wir fest: Durch den deutlichen Anstieg der Marktzinsen gewinnen Anleihen grundsätzlich wieder an Attraktivität, da die höheren Kupons erstmals wieder einen Puffer gegenüber Zinsveränderungen und damit Kursverlusten bieten können.

Interessant können unteranderem die Banken werden, da diese im Umfeld steigender Zinsen wieder mehr Margen erhalten werden. Vorsicht ist geboten bei konjunktursensiblen Sektoren. Also zyklische Werte wie Konsumgüter (Bekleidung, Unterhaltung, Automobil) oder auch bei europäischen Emittenten, die stark von russischen Gaslieferungen abhängen.

Rohstoffe

Rohstoffe haben eine echte Preisanstiegsrally hinter sich. Allerdings kann sich jede aufwärtsdrehende Spirale auch schnell wieder in die andere Richtung drehen.
Gestiegene Konjunkturrisiken und die rückläufige Wachstumsdynamik in China, dem führenden Rohstoffabnehmer, könnten eine große Last für die Rohstoffe sein.
Verbunden mit einem Wirtschaftsabschwung dürften Rohstoffe als letztes unter den verschiedenen Anlageklassen betroffen sein, weshalb derzeit das Risiko von Preisrückgängen besteht.

Momentan setzt also die zyklische Nachfrageschwäche die Rohstoffpreise unter Druck, nachdem sie zuvor durch den Post-Corona-Aufschwung und kriegsbedingte Angebotsverwerfungen befeuert wurden. Blicken wir in das Jahr 2023 hinaus, bietet die sogenannte „grüne Transformation“ eine Notwendigkeit, in zusätzliches Rohstoffangebot zu investieren.

Insgesamt eignet sich die Anlageklasse Rohstoffe in einem Umfeld mit erhöhter Inflation als Diversifikationselement und sollte daher in keinem Portfolio fehlen.
Da Rohstoffe eine ziemlich geringe Korrelation zu Aktien oder Anleihen aufweisen, kann ein Rohstoffanteil im Portfolio die Schwankungsbreite reduzieren.