Das Krypto-Massaker!

August 29, 2022

Der Krypto-Markt erlebt aktuell sein größtes Kurs-Massaker! Oft genug wurde gewarnt, doch die Gier nach Reichtum war immens. Nun verlieren viele Privatanleger ihre Ersparnisse. Angesichts schwerlich erkennbarer Substanz dieser Spekulationsobjekte werden wir Zeuge eines gewaltigen Kurseinbruchs. Viele und vor allem junge Anleger werden hier Lehrgeld zahlen müssen. Kryptowährungen weisen eine sehr hohe Volatilität auf. So fiel alleine der Bitcoin in den letzten 5 Jahren fünf Mal um die Hälfte, und 18 Mal mehr als 25 Prozent.

Neben Kryptowährungen sehen wir auch immer mehr wertlose NFT (Non-Fungible Token).

Man kann schon von einer Genugtuung sprechen, dass das Kartenhaus nun in sich zusammenfällt. Große Projekte wie der Stable Coin Terra und das Token Luna sind gewaltig unter die Räder gekommen, was wiederum wahrscheinlich den Zusammenbruch des Celsius-Netzwerkes vor wenigen Tagen mit sich gebracht hat. Man muss verstehen, dass diese alle miteinander verbunden sind, wenn das eine anfängt zu wackeln, wackelt das gesamte Kartenhaus. Dass nun einige gecrasht sind, spricht für einen Indikator, dass es sich nicht um normale Kursschwankungen handelt.

Der Bereich der Stable Coins steht in Frage. Die Kritik zielt hier vor allem auf das Tether-Projekt. Tether behauptet, eine sogenannte Asset-backed Stable Coin zu sein, also einen Dollar für jedes Token zu haben, das sie anbieten. Man weiß bei Tether ziemlich sicher, dass das es eine Lüge ist. Nun haben Besitzer angefangen, ihre Token wieder in Geld umzutauschen, die Kassen dieses Projekts sind also leer. Wenn nochmal jemand Großes sein Geld abzieht, wird Tether sagen müssen, dass sie kein Geld mehr haben. Wenn das passiert, crasht das ganze System hart, denn Tether ist die größte Stable Coin, von deren Bewertung hängt also viel ab. Der Bitcoin-Kurs etwa wird dadurch gestützt. Immer wenn der Bitcoin-Kurs wegbrach, hat Tether viele Tokens gedruckt und damit wurden dann Bitcoins gekauft, um den Kurs hochzutreiben.

Wir sehen aktuell eine große Marktbereinigung, die extrem risikoreichen Projekte fallen gerade um.

Aber es gibt faktisch keine wenig risikobehafteten Anwendungen im Krypto-Bereich. Die Relevanz des Bereichs entsteht ja dadurch, dass alle glauben, mit diesen Assets viel Geld verdienen zu können.

Im Bereich des dezentralisierten Finanzsektors, wo man mit Tokens spekuliert, diese verleiht und Zinsen bekommt, sehen wir eine starke Marktbereinigung. Dort gibt es aber faktisch keine seriösen Anbieter, die Plattformen versprechen einem eine zweistellige Rendite. Das ist kein seriöses Angebot, das gibt es nicht. Man darf nicht vergessen, dass Anbieter oft beliebig Geld drucken können: Wenn man einen Token ausgebe, der einen Buchwert hat, und mehr Geld brauche, dann druckt man davon halt nochmal eine Million mehr. Der Markt ist ja nicht reguliert, man kann so also noch sehr lange halbseidene Geschäfte durchführen, die so aussehen, als wäre das Ding noch am Laufen.

Die größte Gefahr entsteht, weil es sich um einen unregulierten Markt handelt. Wenn man eine risikoreiche Aktie anbiete, muss man sehr viele Regularien einhalten, zum Beispiel sehr klar die Risiken für Investoren dokumentieren. Das wird auch überprüft. Wenn man etwas falsch angebe, ist das im Zweifelsfall strafrechtlich relevant. Für den Krypto-Markt gibt es solche Regeln nicht, man kann irgendetwas auf eine Webseite schreiben, zum Beispiel dass man für jeden Tether einen Dollar habe. Das macht eine extrem große Gefahr aus.

Daneben gibt es eine extrem hohe Zahl von direkten Betrugsversuchen, es wird also ein Token angeboten, ohne zu planen, jemals etwas zu tun. Jemand verkauft diese einfach und verschwindet danach. In anderen Fällen sind die Betreiber unbekannt, also nicht greifbar, wenn klar wird, dass sie betrogen haben. Es gibt auch keinerlei Einlagensicherung oder Ähnliches. Wenn meine Bank pleitegeht, sind meine Einlagen zu einem gewissen Grad gesichert. Selbst wenn ein Betrug auf dem Krypto-Markt nachgewiesen wird, hat man kaum eine Chance, etwas zurückzukriegen. Das wird aber nicht kommuniziert, es wird stattdessen darüber gesprochen, wie unendlich viel Geld sich verdienen lässt.

Die Projekte bestätigen sich gegenseitig, es gibt wenig kritische Einordnung. Die großen Plattformen, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen, gehören häufig einer Krypto-Börse. Daneben berichten weniger die klassischen Medien darüber, sondern Influencer in sozialen Netzwerken, die viel auf dem Krypto-Markt investiert haben. Wenn man liest, dieses Token ist eine gute Investition, weiß man nicht, ob der Verfasser dieses schon gekauft hat und den Preis treiben will. Insiderhandel, der am Aktienmarkt aus gutem Grund verboten ist, ist auf dem Krypto-Markt die Norm.

Bei den gehypten NFT’s bekommen die Leute lediglich einen Eintrag auf einer Blockchain.

Angeblich bekommt man ein Bild. Vielen Leuten ist nicht klar, dass sie nichts davon besitzen. Denn NFTs muss man sich vorstellen wie ein Post-it, auf das ich schreibe, zum Beispiel „Sternennacht im Museum of Modern Art“. Wenn ich es besitze, gehört mir aber nicht die Sternennacht im Museum of Modern Art. Bei vielen NFTs gibt es keinen Vertrag, der einem Nutzungsrechte oder Ähnliches zusichert. Wenn ich sonst etwas kaufe, zum Beispiel ein digitales Foto oder einen Film, erwerbe ich in der Regel eine Lizenz, etwas damit zu tun, etwa den Film zu streamen.

Diese Tokens werden oft auf extrem umweltzerstörerischen Blockchains gemacht, wo Transaktionen einen absurden CO2-Fußabdruck haben. Das Erzeugen eines solchen NFTs auf der Ethereum-Blockchain verbraucht ungefähr so viel Strom wie ein US-Haushalt pro Woche. Eine Transaktion, wenn ich ihn also verkaufe, kostet nochmal so viel Strom. Außerdem werden Menschen mit NFTs in den extrem risikobehafteten Kryptobereich gelockt. Einen Token von einem Fußballverein kann man ja nicht in Euro bezahlen, sondern man muss erstmal eine Kryptowährung kaufen. Dann hat jemand schon mal eine Krypto-Wallet, in der Coins liegen – mit denen sich auch andere Spekulationen treiben lassen.

Tokens sollten behandelt werden wie andere Wertpapiere, dass ich also die Risiken dokumentieren muss, wenn ich sie auf dem deutschen Markt anbieten möchte. Am besten müssten diese noch unabhängig zertifiziert werden. Auf EU-Ebene wird immerhin schon diskutiert, wie die Anonymität beendet werden könnte, dass also Anbieter und Kunden bekannt sein müssen. Im Zweifelsfall hätte man dann irgendjemanden, den man verklagen könnte. Damit könnte der Betrug zumindest erschwert werden. Außerdem ließen sich die Spekulationen dann ordentlich besteuern. Auch das würde den Markt abkühlen. Er ist auch so interessant, weil ich am Finanzamt vorbei potenziell viel Geld machen kann.

Es gibt unterschiedliche Stable Coins. Bei manchen wie dem kürzlich gestorbenen Terra-Projekt soll ein Algorithmus die Wertstabilität garantieren – hier kenne ich kein einziges seriöses Projekt. Und auch die Asset-backed Stable Coins entziehen sich immer noch jeder Transparenz und Überprüfung. Im Zweifelsfall steht hinter keiner der Stable Coins irgendetwas, was die immensen Buchwerte absichert. Die Frage ist außerdem, was einem Stable Coins bringen? Von einem Token, der einen Dollar wert ist, habe ich ja erst einmal nichts. Wenn ich mit Tokens spekuliere und diese bei gestiegenem Wert in Stable Coins umtausche, habe ich wieder „Dollar“, kann also quasi durchatmen, habe meine Gewinne materialisiert. Stable Coins bringen aber in dem Sinne kein Geld. Sie sind eher ein Werkzeug, um am spekulativen Kryptomarkt zu operieren.

Wir können festhalten: Krypto-Assets sind für den normalen Privatanleger nicht geeignet, denn es ist wie beim Lotto:

Irgendjemand gewinnt, aber die meisten Leute verlieren. Da hinter keinem dieser Token oder Coins eine echte wirtschaftliche Wertschöpfung steht, sehe ich nicht, wie sich das empfehlen lässt. Hier entstehen keine Produkte oder Dienstleistungen, die Ertrag abwerfen. Hier lässt sich nicht im Falle einer Pleite die Fabrikhalle verkaufen. Wer in diesem System Geld macht, zieht es jemand anderem direkt aus der Tasche. Ohne Verlust rauszugehen, ist hier Zufall. Wie ins Casino darf man auf den Kryptomarkt nur Geld mitnehmen, das man auch anzünden könnte.

Verteilung des Eigentums. Für unsere normale Welt gilt, ein Prozent hat das Geld, im Kryptobereich haben 0,1 Prozent über 80 Prozent der Token. Es gibt zudem jeweils nur eine Handvoll Plattformen, bei denen ich mein Geld in Kryptos tauschen kann, und Anbieter, bei denen man NFTs kaufen kann. Angesichts der aktuellen Energie-Krise in Europa sollte man den enormen Stromverbrauch der Blockchain-Technologie berücksichtigen und schon alleine deshalb Abstand von nehmen. China und andere Länder haben Mining – unabhängig vom Krieg – bereits verboten, weil es das dortige Stromnetz so belastet, dass es die Versorgungssicherheit gefährdet.