Corona – was erwartet uns?

Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt in einen Lock-Down versetzt und die Wirtschaft sowie das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. Wir haben historisch den schnellsten Einbruch am Aktienmarkt erlebt. Millionen Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren und die Krise ist noch lange nicht vorbei. Wir erleben die schlechteste Quartalsberichtssaison aller Zeiten. Die schnellste Erholung am Aktienmarkt erschien dagegen regelrecht surreal. Die negativen realwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden jeden Tag deutlicher und dennoch steigen die Börsenkurse seit geraumer Zeit stark an.

Wie kann das sein?

Regierungen und Notenbanken schnürten Rettungspakete, senkten die Zinsen und fluteten Unmengen Liquidität in die Märkte. In den USA griff die Regierung sogar zum Helikoptergeld. Wer im Lock-down den Job verlor, hatte in den USA nun sogar mehr Geld in der Tasche als vorher. Der durchschnittliche Arbeitslose hatte 1.600 USD zur Verfügung. Durch den Stimulus waren es zwischenzeitlich bis zu 4.000 USD. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in den USA zwischenzeitlich auf über 40 Mio.!

 

Wir bewegen uns auf eine globale Rezession zu, während sich die Aktienmärkte von der wirtschaftlichen Realität abkoppeln und neue Rekorde erreichen.

Die US-Zinssenkungen treiben die Aktienbewertungen. Die Flut der niedrigen Zinsen hebt Assets wie Gold, Immobilien oder Aktien. Den Boom den wir im Immobilienmarkt gesehen haben, werden wir im Aktienmarkt noch erleben, weil nach den jüngsten Zinssenkungen der US-Notenbank und den enormen Hilfspaketen der US-Regierung, immer mehr US-Amerikaner begreifen, dass die Zinsen über einen längeren Zeitraum tief bleiben werden. Das wird sie anders als die Deutschen, in den Aktienmarkt führen. Weil auch am Anleihenmarkt die Aussicht nach Erträgen immer düsterer wird.

Gerade in einem Land wie den USA, wo die Aktienbesitzquote über 50% liegt, dominieren die Firmen weltweit mit einer globalen Marktkapitalisierung von 55% aller börsennotierten Unternehmen. Die USA ist und bleibt der größte Kapitalmarkt.

 

Showdown in Europa

Nach viertägigem Ringen einigte man sich in Brüssel auf dem Gipfel-Treffen. Beschlossen wurde ein EU-Haushalt für die kommenden sieben Jahre und ein Sonderfonds gegen die Corona-Wirtschaftskrise. Alles in allem umfasst der Deal 1,8 Billionen Euro.
Er setzt sich zusammen aus dem 1074,3 Milliarden Euro schweren EU-Haushalt sowie 750 Milliarden Euro für „Next Generation EU“ (NGEU). Das entspricht 5,4% der gesamten Wirtschaftsleistung von Europa. Davon werden 390 Milliarden Euro als Zuschüsse bereitgestellt sowie 360 Milliarden Euro als Kredite. Das Besondere: Das NGEU-Geld soll von der EU im Namen aller Mitgliedstaaten an den Finanzmärkten geliehen werden; ein Novum. Kritiker sehen hierin eine Vergemeinschaftung von Schulden.

Die Notenbanken und Regierungen schnürten Rettungspakete in noch nie da gewesenem Ausmaß. Die Rufe um Schulden werden immer größer. Japan weist dabei eine sehr hohe Verschuldung von über 260% aus, gemessen am BIP.
Japans Vorteil ist aber, dass ihre Verschuldung auch auf 1.000% ansteigen kann, weil sie sich in ihrer eigenen Währung verschulden und die japanische Notenbank (BoJ) die Schulden aufkauft.
Nicht anders sieht es in den anderen Regionen wie den USA aus. Wir sehen global eine hohe Schuldquote, allerdings aber auch eine niedrige Zinslast. Die Staaten holen sich das Geld über die Notenbanken wieder zurück.

 

Das Corona-Virus ist die perfekte Begründung für eine direkte Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken und dient zugleich als Katalysator für die Entwicklung.

Wir werden massive Änderungen bei der Digitalisierung und Energiewende sehen. Als Anleger ist es besonders wichtig diesen Trend nicht zu verpassen. Ebenso den Megatrend Nachhaltigkeit.

 

Die Corona-Pandemie hat binnen Monaten das Leben der Menschheit verändert. Aber, hat das Virus auch die Kraft, das Sparverhalten der Deutschen zu beeinflussen?

Betrachten wir das Geldvermögen, dann landen die Deutschen international auf dem 18. Platz. Für den Spar- und Exportweltmeister und zugleich viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ein enttäuschendes Abschneiden.
Hauptgrund für die schwache Geldvermögensentwicklung ist die Sachwertfeindlichkeit in breiten Teilen der Bevölkerung. Ebenso wenig dachte unser Staat daran, den Crash zum Aufbau einer kapitalgedeckten Säule der Altersvorsorge zu nutzen.

 

Trotz der Abschaffung realer Zinsen und der Überlegenheit der Aktienanlage, finden die Deutschen mehrheitlich keinen Zugang zur Wohlstandsgenerierungsmaschine Börse.

Die Wallstreet in den USA hat für sehr viel Vermögen in breiten Teilen der Bevölkerung gesorgt. Das durchschnittliche Vermögen der Amerikaner liegt weit über dem der deutschen Bürger. Die Amerikaner haben eine größere Zuneigung zur Börse und mehr Vertrauen in ihre eigene Wirtschaft. International spielt der Finanzplatz Deutschland nur in der zweiten Liga.

In Europa kämpfen wir ohnehin schon seit Jahren mit einer stagnierenden und bald schrumpfenden Erwerbsbevölkerung und geringerer Produktivitätsfortschritte. In Italien blicken wir auf zwei verlorene Jahrzehnte zurück. In Italien sank das Pro-Kopf-Einkommen seit dem Jahr 2000 um drei Prozent. In Südkorea dagegen stieg es beispielsweise um 63%.

Der Klimawandel und die Energiewende fordern nicht nur Geld, welches zur Verfügung gestellt wird, sondern es entsteht eine zusätzliche Nachfrage in der Realwirtschaft. Das Zulassungsverbot von Verbrennungsmotoren in Zukunft führt zu Zwangsinvestitionen in die E-Mobilität und deren Infrastruktur.

Insgesamt betrachtet sehen wir aktuell keine klassische zyklische Erholung. Weitere Fallstricke wie eine zweite Welle sind immer noch möglich. Die Zahl der Insolvenzen wird im zweiten Halbjahr steigen. Das wird auch zahlreiche Banken belasten. Im dritten und vierten Quartal kann es zu unruhigen Zeiten kommen. Des Weiteren steht noch der Brexit und die Präsidentschaftswahl in den USA an.

 

Als Anleger sollte man moderat risikobereit sein.