China’s politische Interventionen und deren Folgen!

September 15, 2021

Nachdem die chinesischen Kapitalmärkte während eines Großteils der Pandemie die anderen regionalen Nationen übertroffen hatten, haben die Aktienkurse in den letzten Monaten stark nachgegeben.

Die aktuellen Maßnahmen der chinesischen Regierung sind am besten im Kontext der Bemühungen zu verstehen, eine Balance zwischen kurzfristigem Wachstum und längerfristigen politischen Zielen zu finden. Der Technologiesektor steht unter strenger Beobachtung, um gegen einen Missbrauch von Marktmacht anzugehen, die Möglichkeiten aufsichtsrechtlicher Arbitrage zu begrenzen und den Wettbewerb am Markt zu erhöhen. Cybersicherheit ist ein weiterer Schwerpunkt, wobei dem Umgang der Unternehmen mit Benutzerdaten besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Es gibt deutliche Parallelen zu den regulatorischen Maßnahmen, die in den letzten Jahren in den Industrieländern zu beobachten waren.

Zahlreiche chinesische Technologiewerte gehen den Weg an die US-Börse. Dort werden zusätzliche Prüfungen angestrebt. Das starke Eingreifen der chinesischen Regierung im Technologiesektor liegt jedoch nicht im strategischen Interesse, seine inländischen Champions abzustrafen. Man will Chancengleichheit und keine Monopolstellungen wie wir sie in den USA sehen.

 

Der Bildungssektor erlebte erhebliche regulatorische Einschnitte.

Die chinesische Regierung wird die Gründung neuer privater Nachhilfeunternehmen nicht mehr genehmigen, und bestehende Unternehmen, die den Lehrplan von Schulen betreuen, müssen sich in gemeinnützige Einrichtungen umwandeln. Während der Unterricht im privaten Sektor in den meisten westlichen Ländern nach wie vor Ermessenssache ist, ist Nachhilfeunterricht in China so weit verbreitet, dass die Behörden den Bereich nun als eine zentrale sozialpolitische Herausforderung einstufen. Die neuesten Maßnahmen sollen sowohl die psychische Belastung durch den Zusatzunterricht für Schüler als auch die finanzielle Belastung für Eltern mindern, um dem allmählichen Rückgang der Geburtenrate in China entgegen zu wirken.

Die chinesischen Behörden streben in diversen Sektoren aber auch Verbesserungen der sozialen Ergebnisse an und möchten den Wettbewerb stärken. Gerade im Bereich der New Economy stehen weitere Reformen bevor. Als Anleger sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es bei vielen führenden Akteuren der New Economy in China noch Spielraum für künftige Kursgewinne gibt. Sie arbeiten seit vielen Jahren eng mit der Regierung zusammen und werden dies auch weiterhin tun.

 

Es wird auch Sektoren geben, die von künftigen politischen Änderungen profitieren.

Beispiele hierfür sind klimaorientierte Technologien, die zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beitragen, Branchen mit Verbindung zur schnellen Verbreitung von Elektrofahrzeugen und Sektoren, die für die chinesische Autonomie in Schlüsselbereichen der Technologie-Lieferkette von entscheidender Bedeutung sind.

Auf ökonomischer Ebene ist sich die chinesische Regierung der Ungleichgewichte in der Konjunkturerholung bewusst, bei der kleine und mittlere Unternehmen und Haushalte mit niedrigem Einkommen bislang abgehängt worden sind. Daher dürften im weiteren Jahresverlauf gezielte fiskalische Impulse den geldpolitischen Maßnahmen vorgezogen werden. Die Geldpolitik wurde nach einer moderaten Straffung im ersten Halbjahr zu einer neutraleren Haltung verlagert, wobei eine zusätzliche Lockerung möglich ist, wenn die Wachstumsdynamik weiter nachlässt.

Die starken Kursverluste in den letzten Monaten haben alle Akteure daran erinnert, dass chinesische Aktien eine höhere Schwankungsintensität aufweisen als viele andere Märkte.

Nach der Ansicht von J.P.Morgan bleiben chinesische Vermögenswerte ein wesentlicher Bestandteil sowohl der globalen Aktienallokationen als auch der globalen Anleihenallokationen. Peking hat einen enormen Vorstoß zur Öffnung seiner Kapitalmärkte für internationale Anleger gemacht, und das amerikanische Investmenthaus geht nicht davon aus, dass dies weiterhin eine Priorität bleiben wird. Die kurzfristige Volatilität hat die langfristigen Anlagechancen in China, die auf technologischen Innovationen und dem Anstieg des Binnenkonsums basieren, nicht grundlegend verändert. Der Schlüssel für Anleger ist die Wahl der richtigen Methode für den Zugang zu den chinesischen Märkten: Über ein diversifiziertes Portfolio aus Onshore- und Offshore-Unternehmen und mit einem aktiven Ansatz, der zwischen den Gewinnern und Verlierern der langfristigen politischen Ziele seitens der Regierung unterscheiden kann.

Quelle: J.P. Morgan Asset Management