Anleihen – Comeback!

Der Bond-Crash 2022 hat deutliche Spuren hinterlassen und man kann davon ausgehen, dass die Anleihenrenditen nächstes Jahr weiter fallen werden. Von daher ist das ein schöner Rückenwind, den die Rentenmärkte bekommen werden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es nächstes Jahr etwas ungemütlicher werden wird, wenn man das Wachstum betrachtet. Anleihen mit guter Bonität werden sich hier gut behaupten

Man rechnet wohl in diesem Jahr mit einer globalen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Die Anleihenmärkte könnten das Ausmaß des bevorstehenden Abschwungs noch nicht vollständig eingepreist haben. Betrachten wir die Makroebene, so findet man hier viele positive Signale. Die Raten des BIP-Wachstums in diversen Regionen der Welt sind solide und die Arbeitsmärkte sind trotz der Krise sehr robust.

Man kann scheinbar davon ausgehen, dass wir ein Ende des Zinserhöhungszyklus sehen werden oder aber zumindest, dass die Zentralbanken pausieren werden. Zinsenerhöhungen wirken immer zeitverzögert auf die Konjunktur. Das Wachstumstempo wird sich nächstes Jahr im Vergleich zu diesem Jahr nochmal verlangsamen. Auf der anderen Seite wird die Inflation das Top-Thema des Jahres bleiben. Aktuell sieht man klare Abschwächungen bei der Inflation, was den Notenbanken Spielraum geben wird. In den letzten Monaten haben die Zentralbanken ihre Geldpolitik stark gestrafft. Da die Wirkung steigender Zinsen mit einer Verzögerung von zwölf bis 18 Monaten spürbar wird, dürfte das Wachstum in den kommenden Monaten entsprechend schwächer ausfallen. Der Einkaufsmanagerindex ist gesunken. Auffällig ist der ausgeprägte Rückgang der Auftragseingangsindizes.

Viele Konsumenten sind nun mit sinkenden Reallöhnen und steigenden Kreditkartenschulden konfrontiert, was auf die Stimmung drückt. Der Konsum, der etwa 70% des BIP in den USA ausmacht, sollte daher im weiteren Verlauf des Jahres genau beobachtet werden. Die stark steigenden Zinsen führen zu einem Rückgang der Aktivitäten auf dem Wohnungsmarkt und in den meisten Regionen sinken die Preise bereits deutlich.

 

Die Inflation geht zurück – werden die Zinsen folgen?  

Die Inflation, der Schrecken aller Anleihen-Investoren sollte inzwischen sein Peak erreicht haben. Der Kostendruck geht langsam zurück, die Lieferketten gelangen wieder in Takt. In China und den USA sind die Erzeugerpreise im Jahresvergleich rückläufig. Die Rohstoffinflation verlangsamt sich, da die Preise in vielen Segmenten der Rohstoffmärkte weniger stark steigen oder sogar sinken. Im Zuge des Rückgangs der Immobilienpreise dürften auch die Wohnkosten fallen. Die Marktmieten waren zuletzt ebenfalls rückläufig.

Sollten die Kostendruckinflation und die Rohstoffpreise wie erwartet nachgeben, werden die Zentralbanken ihren geldpolitischen Kurs ändern. Es ist gut möglich, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte 2023 senkt – in dem Fall dürfte es zu einem weiteren Rückgang der Staatsanleiherenditen kommen. Darüber hinaus könnten Risiken für die Finanzstabilität oder ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu einem schnelleren geldpolitischen Kurswechsel führen.

 

Selektive Anlagechancen  

 Die Kreditmärkte könnten Anlagechancen bieten, da wir auf wohl auf ein schwächeres Wachstum bzw. in eine Rezession rutschen könnten. Anleihen mit guter Bonität sowie Hochzinsanleihen aus Industrieländern sind ein Blick Wert.

Wir sind zwar davon überzeugt, dass ein schwächeres Wachstum die Zentralbanken zu einer Abkehr von ihrer restriktiven Geldpolitik veranlassen wird und dass bessere Zeiten für Anleihen-Investoren bevorstehen. Wann es so weit sein wird, lässt sich jedoch nicht sagen. Aus der Vergangenheit wissen wir allerdings, dass sich die Renditen nach einem Kurswechsel der Zentralbanken in der Regel sehr schnell und sehr stark bewegen. Dankenswerterweise werden die Anleger aktuell „fürs Warten bezahlt“, da sie nach dem letztjährigen Renditeanstieg eine so attraktive Verzinsung erhalten wie seit vielen Jahren nicht mehr.